Bärchen
Selbsthilfegruppe Postpartale Depression


Erkrankungsformen

Postpartale psychische Probleme lassen sich grob in drei Kategorien aufteilen: den Babyblues, die postpartale Depression und die postpartale Psychose. Die einzelnen Erscheinungsformen können jedoch auch fließend ineinander übergehen.

Baby-Blues

Die meisten Menschen haben im Zusammenhang mit der Geburt eines Kindes schon einmal vom sogenannten Baby-Blues gehört. Auch wissen sie darum, dass dieser Zustand nach zwei bis drei Tagen wieder vorüber ist. Kurzzeitig treten dabei turbulente Gedanken- und Gefühlsschwankungen auf, die im Normalfall wieder abklingen. Danach beginnt ein natürliches Einfinden in die veränderte Lebenssituation mit dem Neugeborenen. Innige Freude, Verbunden-sein und elterliche Fürsorge entsteht und begleitet Eltern und Kinder auf einen lebenslangen Entwicklungsweg. Dieses Stimmungstrief tritt bei etwa 50-80 Prozent aller Mütter in den ersten 10 Tagen nach der Entbindung auf und wird hauptsächlich mit der sich drastisch änderndes Hormonlage nach der Entbindung in Zusammenhang gebracht. Der Babyblues bedarf in der Regel keiner medizinischen Behandlung. Wichtige Hilfen für die Mutter sind Verständnis, Zuwendung und Geduld.
Der Baby Blues ist meist von folgenden Zuständen und Empfindungen begleitet:

- Müdigkeit, Erschöpfung und Energiemangel
- Empfindsamkeit und Stimmungsschwankungen
- Traurigkeit und häufiges Weinen
- Schlaf- und Ruhelosigkeit
- Konzentrations-, Appetit-, Schlafstörungen
- Ängstlichkeit und Reizbarkeit

Postpartale Depression, Postpartale Angst- oder Zwangsstörung

Doch was ist, wenn dieser Baby-Blues nicht mehr aufhört? Er länger als zwei Wochen andauert und sich ein hartnäckiger, deprimierter Gemütszustand daraus entwickelt? Was ist, wenn plötzlich oder auch schleichend Schlaflosigkeit, Unruhezustände, Angst- oder gar panische Gefühle einstellen? Was tun, wenn die Mutter sich nicht in der Lage fühlt, das Kind zu versorgen, alleine zu sein und sie eventuell unter zwiespältigen Gedanken über sich und ihr Kind leidet? Neben den Merkmalen, die dem Baby-Blus zugeordnet werden, tauchen meinst noch weitere, ergänzende und sehr belastende Zustände und Empfindungen auf, die man dann als Postpartale (nach der Geburt) Depression bezeichnet.
Es kommen

- Schuldgefühle
- Innere Leere
- allgemeines Desinteresse
- sexuelle Unlust
- zwiespältige Gefühle dem Kind gegenüber
- Kopfschmerzen, Schwindel, Herzbeschwerden und andere psychosomatische Beschwerden
- Ängste, extreme Reizbarkeit, Panikattacken, Zwangsgedanken und
- Suizidgedanken

vor.

Nicht immer treffen alle diese Anzeichen gleichzeitig zu - der Grad der Erscheinung und die Kombinationen können sehr unterschiedlich sein. Auch ist es möglich, das die Erkrankung bereits in der Schwangerschaft auftaucht, was dazu führt, dass es auch die Bezeichnung der "Peripartalen (um die Geburt herum) Depression" gibt. Im Grunde handelt es sich um ein und dasselbe Krankheitsbild, was je nach dem Zeitpunkt des Ausbruchs bezeichnet wird. Die Postpartale / Peripartale Depression kann jedoch auch noch lange Zeit nach der Geburt auftreten. Bis zu zwei Jahre nach der Entbindung, bzw. in Anhängigkeit vom Abstillen des Babys kommt es zu einer erneuten Hormonumstellung, die im Falle ungünstig kombinierter Belastungsfaktoren bei der Frau eine psychische Krise auslösen können. Es gibt leider keine Regelaussagen darüber, wann werdende oder gerade Mütter gewordene Frauen erkranken. Ob beim ersten Kind, oder erst bei dritten. Ob bei einem Kind oder bei allen Kindern. Ob nach einem Wunschkind oder einer überraschend eingetretenen Schwangerschaft. Auch die Art der Entbindung spielt primär keine Rolle. Es kommt eben darauf an, wie die Summe aller "Teilchen" im Leben einer Frau von Ihr ganz persönlich unter den sensiblen hormonellen Umstellungen in der Zeit der Schwangerschaft, der Geburt, des Wochenbetts und der Stillzeit empfunden werden. Bei einer mittelschweren oder einer schweren Postpartalen Depression ist auf jeden Fall eine Behandlung durch Fachkräfte notwendig. In einigen Fällen lässt sich ein Klinikaufenthalt nicht vermeiden.

Postpartale Psychose

Die postpartale Psychose ist die schwerste Form der nachgeburtlichen Krise. Sie kommt bei einer bis drei von 1.000 Müttern vor und entsteht vorwiegend in den ersten zwei Wochen nach der Entbindung. In einigen Fällen aber auch erst später. Bei dieser Erkrankung verliert die betroffene Frau teilweise oder ganz den Kontakt zur Realität. Symptome dafür sind z.B.:
- extreme Antriebssteigerung, motorische Unruhe (manische Phase),
- Antriebs- , Bewegungs- und Teilnahmslosigkeit (depressive Phase),
- extreme Angstzustände oder
- Verworrenheit, Halluzinationen und Wahnvorstellungen.

Die möglichen Ursachen sind wie bei der postpartalen Depression vielfältig und individuell verschieden. Eine postpartale Psychose muss auf jeden Fall medizinisch behandelt werden, da ansonsten sogar Gefahr für das Leben von Mutter und Kind entstehen kann.

Wenn Sie von sich selbst glauben, von einer Form der Erkrankung betroffen zu sein, oder eine Ihnen nahestehende Mutter an diesen Symptomen leiden sollte, nehmen Sie gerne Kontakt zu mir auf.




* Zitat: Friedrich Nietzsche